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Glossar



Erste Hilfe nach Hautkontakt mit Phenol, Kresolen und Xylenolen

1. 
Dekontaminationsmittel

Die Einwirkung von Phenolen auf die Hautoberfläche führt in Abhängigkeit von der Art des Phenols zu einer
- Schädigung der betroffenen Hautstellen
- Schädigung des Organismus durch perkutane Aufnahme.

Dabei ist die Schädigung durch perkutane Aufnahme in der Regel erheblich schwerwiegender als die Hautverätzung. Schon die Benetzung verhältnismäßig kleiner Hautoberflächen kann zu schweren Gesundheitsschäden, unter Umständen sogar mit tödlichem Ausgang, führen.
Da die Aufnahme von Phenolen durch die Hautoberfläche schnell erfolgt, ist bei allen Maßnahmen zur Ersten Hilfe eine rasche Entfernung von entscheidender Bedeutung.

Als Dekontaminationsgemisch für das Entfernen von der Hautoberfläche werden zurzeit folgende Behandlungsmethoden eingesetzt:
- Abspülen mit einem Gemisch aus Polyethylenglykol 300 (PEG 300)/Ethanol 2:1
-
Abspülen mit Polyethylenglykol 400 (PEG 400)
- Abspülen mit Polyethylenglykol 300 (PEG 300).

PEG 400 sowie PEG 300 können über eine Apotheke bezogen werden:
- PEG 400 wird unter dem Namen "Macrogol-Hautspülung" als Medizinprodukt im Neuen Rezeptur-Formularium [Monographie Macrogol-Hautspülung (NRF 19.7)] aufgeführt.
- PEG 300 kann ebenfalls über eine Apotheke bezogen werden.

Nach heutigem Kenntnisstand hat sich gezeigt, dass für praktisch alle Phenole mit der ersten Methode (PEG/Ethanol) die besten Ergebnisse erzielt werden. Soweit es sich um nicht chlorierte Kresole und Phenole handelt, kann auch PEG 400 erfolgreich eingesetzt werden. Es hat sich jedoch gezeigt, dass bei höher substituierten Phenolen die Mischung PEG 300/Ethanol eine bessere Wirkung hat als PEG 400. Auch Polyethylenglykol 300 (ohne Ethanol) ist bereits erfolgreich eingesetzt worden. Die Auswahl der vor Ort geeigneten Dekontaminationsmethode sollte der zuständigen Betriebsärztin/ dem zuständigen Betriebsarzt übertragen werden.

2. 
Vorgehen im Notfall

Sofern aufgrund der gewählten Dekontaminationsmethode die Gefahr besteht, dass die Helfenden in Kontakt mit Phenol, Kresolen oder Xylenolen kommen, müssen geeignete Handschuhe zusammen mit dem Dekontaminationsmittel bereitgestellt werden.
Da die Aufnahme von Phenol, Kresolen und Xylenolen durch die Haut schnell erfolgt, ist bei allen Maßnahmen zur Ersten Hilfe eine rasche Entfernung des schädigenden Stoffes von entscheidender Bedeutung.
Wenn kein Dekontaminationsgemisch oder ?gerät unmittelbar greifbar ist, müssen die betroffenen Stellen so schnell wie möglich unter der nächsten Notdusche mit viel Wasser gespült werden. In der Zwischenzeit sollen andere Beschäftigte den Rettungsdienst rufen und das Dekontaminationsgemisch oder -gerät holen.
Wesentlich ist, dass kontaminierte Haut- oder Haarpartien unverzüglich mit viel Wasser, vorzugsweise Notdusche , abgespült werden, bis PEG 300, PEG 400 oder PEG 300/Ethanol 2:1 zur Verfügung stehen . Ein kräftiges Abreiben mittels eines Tuches oder Tupfers ist nicht zweckmäßig, da die Gefahr besteht, dass das Phenol einmassiert und damit noch schneller aufgenommen wird. Nach dem Auftragen des gewählten Dekontaminationsmittels ist ein erneutes Abspülen mit viel Wasser erforderlich.
Kleinstkontaminationen (lediglich einzelne, sehr kleine Spritzer) können durch vorsichtiges Auftragen (vorzugsweise durch Übergießen) eines der oben genannten Dekontaminationsmittel und anschließendes Abspülen mit viel Wasser entfernt werden. Das oben beschriebene Vorgehen ist mehrfach zu wiederholen. Die Dekontamination sollte insgesamt über mindestens 20 Minuten erfolgen.
Der/die Betroffene ist in jedem Fall in ärztliche Behandlung zu bringen. Die Anwendung sollte unterwiesen werden.

3. Dekontaminationsgerät

Für die rasche Anwendung des Dekontaminationsgemischs im Betrieb hat sich die Aufbewahrung in tragbaren Druckbehältern bewährt, die zur Vermeidung von Verwechslungen besonders gekennzeichnet sind (z. B. grüner Anstrich).
Bei der Anwendung wird das Gemisch nach Betätigung der Sprühpistole über einen Schlauch durch Treibgas über die Sprühdüse ausgetrieben. Das Gemisch tritt als feiner Nebel mit nicht zu großem Druck aus, so dass die Düse in einem Abstand von ca. 30 cm über das betroffene Hautareal geführt werden kann. Danach wird mit Wasser nachgespült. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt.
Der Druckbehälter darf nicht der Sonne ausgesetzt werden und ist in gefülltem Zustand innerhalb der angegebenen Temperaturgrenzen aufzubewahren. In Freigeländen empfiehlt sich dazu ein isolierter und im Winter beheizbarer Schutzkasten, der entsprechend gekennzeichnet ist.

Bei einem solchen Gerät handelt es sich um ein Medizinprodukt der Klasse IIA (nach Medizinproduktegesetz). Die hierfür gültigen Rechtsvorschriften sind zu beachten.